Den meisten Gründer’innen fehlt nicht die eine gute Idee, sondern ein richtiges Problem, dass es zu lösen gibt. Wenn man eine Karriere im Konzern und seine zwei Kinder unter einen Hut bekommen möchte, ist das Problem klar: Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist auch 2020 noch ein kaum zu schaffender Kraftakt. Und eine zu lösende Herausforderung. Das dachte sich auch Anne Rübsam-Rivierre vom Berliner Work’n’Kid, einem Coworking Space, dass Coworking mit Kinderbetreuung vereint, um Eltern ein agiles und modernes Arbeiten zu ermöglichen. Mit uns teilt sie im Interview ihre Erfahrungen als Projektmanagerin für den Veranstaltungsbereich in namhaften Agenturen und Konzernen.


Was macht man als Projektmanagerin für Veranstaltungen?

Anne: Als Projektmanagerin ist man zunächst einmal Schnittstellenmanager, sage ich immer. Man muss die zugehörigen Aufgabenbereiche kennen und die entsprechenden ToDos in einen zeitlichen Rahmen mit Zuständigkeiten bringen. Klingt kompliziert, ist es manchmal auch. Aber mit Erfahrung und einer guten Orga, egal ob Excel-Checkliste oder einem Tool wie Trello, lässt sich das gut handhaben. Hinzu kommt ein gutes Verständnis zu Zahlen und Finanzen, um eine gewisse Souveränität beim Budget zu haben. Und eben ein Gespür für die Themen der Kunden und Trends im allgemeinen. Das besondere an Veranstaltungen ist dann, dass man das Ergebnis und all seine Auswirkungen in echt erleben kann mit seiner ganzen Emotionalität und Strahlkraft – wobei man sich immer eine Flexibilität erhalten sollte, um auf unerwartete Situationen entsprechend souverän zu reagieren. Veranstaltungen sind wie Holzhacken: Es ist anstrengend, aber man sieht das positive Ergebnis meist sofort. Ich mochte immer die Energie, die dabei im Raum entsteht, wenn dann anwesende Menschen aus der Theorie ein lebendes Event machen.

Wieso wurdest du Gründerin eines Coworking Spaces?

Anne: Das hat verschiedene Hintergründe, die ich gerne in einem anderen Zusammenhang erläutere, aber unter dem Stichwort der Vereinbarkeit und des New Work zusammengefasst werden können. Die Welten “Arbeit” und “Familie” zusammenzubringen auf professioneller Ebene war im Angestelltenverhältnis so kaum machbar. Strukturen und Mindset müssen dafür stimmen. Tun sie das nicht, findet man außerhalb dessen seinen Weg. Ich war erstaunt, wie viele Leute tatsächlich auch an solchen Entscheidungspunkten im Leben stehen und mal ihren Weg fortsetzen oder eben wagen, was Neues zu probieren. Coworking ist die Zukunft für flexibleres und indviduelleres Arbeiten und gerade mit Familie eben oft das passendere Modell.

Inwiefern profitiert das Work’n’Kid von dir auch als Event-Profi?

Anne: Dass ich vorher lange in der Event- und Kommunikationsbranche gearbeitet habe, ist auf jeden Fall von Vorteil, da man sich eben auch komplett neuen und teilweise komplexen Themen mit einer antrainierten Routine und Struktur nähert und recht bedacht erarbeiten und aneignen kann. Nichtsdestotrotz sollte man sich klar sein, dass Wissen und das Aneignen solchens nie endet und eben durch nötige Erfahrung ergänzt wird. Ist man neu, hilft da ein Austausch und Netzwerken mit anderen Gleichgesinnten. Was ja wiederum als sogenannte Community bleibender Bestandteil des Konzeptes Coworking als solches ist. Gilt auch für die Besitzer eines Coworking Spaces. Events im neuen Umfeld zu erarbeiten ist auch ein bißchen Experimentierfeld für mich, weil doch teilweise andere “Gesetze” gelten.

Was rätst du Coworking Spaces als Expertin für Veranstaltungen?

Anne: Ich empfinde es für wichtig, für sich den roten Faden zu definieren – was neudeutsch ja auch als USP bekannt ist. Kenne deine Community und ihre Themen. Sei im Netzwerk mit offenen Ohren unterwegs. Es geht dabei nicht ums kopieren, sondern darum, einen Mehrwert zu schaffen. Teste Dinge und frage dann um Rückmeldung. Oft finden sich für bestimmte Ideen Unterstützer, die ggf. einen Teil der Veranstaltung übernehmen können als eigene Experten. Veranstaltungsplanung ist immer ein offener Prozess der vom Miteinander lebt.

Und welchen Rat kannst du als Coworking-Gründer geben?

Anne: Probiere Sachen aus und nutze Dynamiken und Netzwerke. Nach der Eröffnung geht es erst richtig los und du kannst das (er)schaffen, was du willst. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue, was dann so alles entstehen kann.