Das GCF-Netzwerktreffen am 18. Oktober stand unter dem Motto mobiles Arbeiten und Coworking und machte ein breites Themenspektrum auf: Wie nutzen Menschen mobiles Arbeiten? Wie werden sie von ihren Arbeitgebern unterstützt? Wie nutzen Unternehmen selbst Coworking? Und sind mobiles Arbeiten und Coworking eine Chance für nicht-städtische Regionen? Dina Sierralta und ich hatten dazu zwei spannende Gäste eingeladen. Das Thema war von großem Interesse, sodass wir auch noch weit über das Ende der Veranstaltung hinaus diskutierten. 

Work LnB in Beckum: Was will eine Pflanzenbude mit Coworking?

Claudia Limbrock nahm uns mit ins Münsterland in die Stadt Beckum, um uns den Corporate Coworking Space Work LnB vorzustellen. Der Space ist ein Unternehmens-Spin Off von Berief, einem Hersteller von veganen Lebensmitteln. Mit der Frage: „Was will eine Pflanzenbude mit Coworking?“ nahm uns Claudia mit in die Unternehmensgeschichte und zeigte auf, dass die Gründung des Coworking Space vor allem Ausdruck der offenen Unternehmenskultur ist. So hat Berief auch ein eigenes Team für digitale Transformation, das sich mit den damit verbundenen Veränderungen der Arbeitswelt beschäftigt. 

Ein Bild, das Text, drinnen enthält.  Automatisch generierte Beschreibung

Work LnB: Das Konzept; Quelle: Claudia Limbrock

Der Coworking Space, zusammen mit seinen Veranstaltungen, wie Workshops oder Hackatons, und dem Kontakt und Austausch mit unterschiedlichen Akteur:innen sind für Berief in verschiedener Hinsicht von Bedeutung: so zum Beispiel für den Wissensaustausch über die Unternehmensgrenzen hinaus oder zum Gewinn von neuen Fachkräften. Konkret wurde vor drei Monaten mit WE! LAN ein IT-Netzwerk zur Vernetzung und zum praxisorientierten Austausch von IT-Expert:innen aus der Region gegründet, bei dem um die 40 Personen aus über 20 Unternehmen aktiv sind. An dem Beispiel wird auch deutlich, dass der Coworking Space auch für Beckum ein Gewinn ist, da hierdurch neue Angebote geschaffen werden, die nicht nur attraktiv für die Coworker:innen sind. 

Gründe für einen Coworking Space außerhalb der Großstadt gibt es viele

Im Anschluss an die Space-Vorstellung gab uns Thomas Vogl von der Bauhaus-Universität Weimar einen Einblick in seine Forschung und die Ergebnisse zu seiner Literaturanalyse zu den Effekten von Coworking Spaces auf nicht-städtische Regionen. Aus 14 Studien hat er zusammen mit seiner Kollegin Mina Akhavan die Effekte von nicht-urbanen Coworking Spaces zu unterschiedlichen Themen zusammengetragen.

Die Effekte von Coworking Spaces in nicht-urbanen Räumen; Quelle: Vogl & Akhavan, 2022

Auswirkungen von Coworking Spaces im nicht-urbanen Kontext sind vielfältig und alles andere als negativ: Sei es für die Region der positive Einfluss auf die lokale Wirtschaft, das Einsparen von CO2 aufgrund der wegfallenden Pendelwege, das Schaffen neuer Jobs, oder das Wiederbeleben leerstehender Flächen. Für die Coworker:innen geht die Nutzung eines Coworking Space u. a. mit einer verbesserten Work-Life-Balance, dem Erleben von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, höherer Produktivität und Kreativität und einer guten mentalen Gesundheit einher. Die soziokulturellen Auswirkungen beziehen sich schließlich darauf, dass ein Coworking Space einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Einwohner:innen und das Leben einer Kleinstadt hat und dieser als sozialer Hub bzw. Inkubator fungieren kann, um wiederum andere lokale Gemeinschaften zu unterstützen.

Ein interessanter Effekt auf die Region war zudem der positive Einfluss auf das Bildungsniveau der Kinder. In der Diskussion wurden verschiedene Beispiele zusammengetragen, wie Coworking Spaces auch Angebote für Kinder schaffen, bspw. eine Coding School für Mädchen, der Besuch von Schulklassen im Coworking Space oder dass der Coworking Space als Praktikumsbörse fungieren kann. Hieran wird deutlich, wie viel Coworking Spaces für eine Region leisten können. Dennoch ist Coworking kein Selbstläufer und die Gründung eines Coworking Space will gut überlegt und vorbereitet sein, damit dieser auch im nicht-städtischen Raum erfolgreich wird.