Wer mehr als ein Coworking Space besucht, wird feststellen, dass kaum eines dem anderen gleicht. Unser Autor und GCF-Mitglied Tobias Kremkau hat bereits Hunderte von Coworking Spaces besucht. Nicht alle haben ihm gefallen. Warum er sie trotzdem nicht als hässlich empfand, erklärt er in diesem Text über die Ästhetik von Räumen.


Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Deshalb versuche ich mich auch in der Bewertung des Aussehens eines Coworking Spaces zurückzuhalten. Was mir vielleicht nicht gefällt, kann wiederum den Geschmack von jemand anderes haargenau treffen.

Trotzdem gibt es Faktoren, nachdem man die Räume eines Coworking Spaces bewerten kann – für sich selbst. Denn die Ästhetik dreht sich nicht um die Schönheit eines Raumes, sondern ob die Raumgestaltung von uns als zu uns passend wahrgenommen wird oder auch nicht.

Dazu lassen sich Räume in 12 Kategorien bewerten, die uns helfen herauszufinden, ob und inwieweit ein räumliches Umfeld unseren eigenen Vorstellungen und Empfindungen angemessen ist. Die jeweilige Bewertung ist stets ein individueller Blick und nicht objektiv.

Kategorien von Ästhetik, in denen Räume wahrgenommen werden.
Kategorien, in denen Räume wahrgenommen werden – Grafik: Tobias Kremkau

Einige Kategorien können wir durch die bewusste Begegnung mit ihnen wahrnehmen und uns schnell ein Bild von ihnen machen – wie beispielsweise Geruch, Licht und Geräusche. Riecht es hier gut? Ist es zu hell oder doch zu dunkel? Wie ist die Akustik in dem Raum?

Ästhetik ist wichtiger als Aussehen

Doch mehr als 99 Prozent der Informationen, die uns ein Gefühl für einen Raum entwickeln lassen, schreibt der Experte für Raumwahrnehmung Axel Buether auf seinem Blog, nehmen wir unbewusst war. Doch auch sie prägen unser Verhalten unsere Handlungen und Meinung.

Es ist deshalb nicht wichtig, wie ein Raum aussieht, sondern wie der Raum auf uns wirkt, was er uns vermittelt, wie wir uns in ihm bewegen können, wie er sich anfühlt und auch wie er klingt. Unsere Wahrnehmung ist die Summe all dieser einzelnen Eindrücke, die wir haben.

Ästhetik wird stets verschieden wahrgenommen
Räume werden stets individuell wahrgenommen – Grafik: Tobias Kremkau

Da wir Menschen verschieden sind, wir unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse haben, was unsere Eindrücke einzigartig macht, braucht ein Coworking Space individuell gestaltete Räume. One size fits all gibt es leider nicht bei Räumen in einem Coworking Space.

Deshalb gibt es auch kein hässliches Coworking Space, aber durchaus für einen persönlich das falsche Coworking Space. Ein Coworking Space kann als gut gestaltet angesehen werden, wenn Menschen das Angebot an Handlungsmöglichkeiten im Raum als positiv wahrnehmen.

Was Coworking Spaces beachten müssen

Einen Raum für andere Menschen zu gestalten bedarf ein hohes Maß an Empathie. Deshalb empfiehlt es sich, bevor man das Coworking Space beginnt, eine Community aufzubauen und diese mit in den Gestaltungsprozess zu integrieren. Dies ist aber kein Muss, sondern ein Tipp.

So wie das eigene Coworking Space für jemand nicht der richtige Arbeitsplatz sein muss, gilt das auch andersrum. Man sollte deshalb nicht auf eine schnelle Anmeldung hinwirken, sondern Interessenten helfen zu verstehen, ob es der richtige Ort für sie ist oder eben nicht.

Jemanden als Mitglied zu gewinnen, der/die dann unzufrieden ist und sich nach einem Monat wieder abmeldet, macht einem als Betreiber*in unnötig Arbeit und führt womöglich auch zu negativen Bewertungen des eigenen Coworking Spaces, obwohl damit alles in Ordnung ist.

Hilft man hingegen Menschen, einen Ort besser zu verstehen, vor allem, wie dieser auf einen selber wirkt, kann einem eine Dankbarkeit zuteilwerden. Vielleicht gewinnt man kein Mitglied, aber unter Umständen einen Fan, der/die einem anderen Menschen weiterempfiehlt.

Bild: “Chelyabinsk Loft” by Daniil Silantev on Unsplash