Das Jahr 2020 war in jeglicher Hinsicht von den Auswirkungen der globalen Corona-Pandemie geprägt. Dies gilt auch für die Coworking Spaces, von denen einige das Jahr nicht überlebt haben und andere vor großen Herausforderungen stellte, die in manchen Fällen auch noch nicht bewältigt sind.
Und doch haben sich auch in diesem Jahr neue Coworking Spaces gegründet, angetrieben von motivierten Gründer:innen, die gerade jetzt Orte für ein (zukünftiges) Miteinander schaffen. Wie zum Beispiel Florian Kunz und Ulrike Lierse, die im Oktober das »Die Waldstatt« in Großwudicke in Brandenburg gestartet haben.
Die Waldstatt
Standort: Großwudicke, Brandenburg
Gründer:innen: Florian Kunz und Ulrike Lierse
Webseite: die-waldstatt.de
Facebook: fb/diewaldstatt
Instagram: @diewaldstatt
Wie lange dauerte es von der ersten Idee bis zur Eröffnung?
Die eigentliche Idee, sich sozialunternehmerisch aufzubauen, reifte sehr lange und hat seinen konzeptionellen Ursprung in meiner Masterthesis. Aufgewachsen auf dem Dorf, fand ich es sehr spannend, zu untersuchen, inwieweit ein „Coworking Space als Innovationsmotor für die ländliche Region“ betrachtet werden kann. Die Erfahrungsberichte und eigenen Recherchen inspirierten mich sehr und weckten immer mehr den Gründergeist in mir. Die bereits vorhandenen betriebswirtschaftlichen Grundlagen konnte ich Dank der Unterstützung der Gründungswerkstatt „Enterprise“ konkretisieren und explizit mit dem Fokus auf der Gründung eines Einzelunternehmens festigen. Der Gründungsprozess dauerte schließlich 1,5 Jahre, einschließlich einer Bauphase von 6 Wochen.
Wie wirkte sich Corona zum Start auf euer Coworking Space aus?
Die feierliche Eröffnung am 01.10.2020 musste aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen ausfallen. Dank der Unterstützung der vor Ort ansässigen Digitalagentur »Webprojekte Lierse«, konnte wir ein bereits vorhandenes Netzwerk für die digitale Eröffnung optimal nutzen und ein bestehendes Netzwerk aufbauen.
Aufgrund des sozialunternehmerischen Charakters Der Waldstatt orientierten wir, meine Teampartnerin Ulrike Lierse und ich, uns auf eine andere Art der Eröffnung. Wir ließen 6 Eröffnungstage mit jeweils 2 thematisch ausgerichteten Informationsstunden stattfinden, um das Konzept des Coworkings in den entsprechenden Räumlichkeiten publik werden zu lassen. Die Vorbereitungen hierzu waren aufgrund der Hygienevorschriften und Einhaltung der Abstandsregeln sehr umfangreich, hinderten uns und Interessierte jedoch nicht daran teilzunehmen.
Im Ergebnis entstand ein neuer Gemeinschaftsraum unter dem Namen „Sozial im Grünen” mit tollen Ideen für ein aktives Miteinander, sowohl unter den Coworkern als auch mit der Dorfgemeinschaft zusammen. Leider müssen derartige Veranstaltungen zur Zeit pausieren.
Habt ihr das ursprüngliche Konzept aufgrund von Corona verändert?
Ursprünglich lag mein Geschäftsgedanke bereits darin, auf digitalen Strukturen aufzubauen, diese auszuweiten und dadurch der ländliche Region einen digital ausgerichteten Mehrwert zu verschaffen. Das Konzept hat von vornherein eine Online-Buchung vorgesehen, wodurch eine Nachverfolgung der Besucher stattfinden kann. Offizielle Schnuppertage hätten den persönlichen Charakter der Coworking Gemeinschaft herausgestellt und auch die Akzeptanz von „etwas Neuem“ im Dorf erleichtert, geplante Afterwork-Treffen und der damit verbundene Zusammenhalt fanden aber nicht statt. Die Social Media Kampagne wird intensiver gestaltet und auch die Suche nach potenziellen Coworkern richtet sich im Schwerpunkt digital aus. An dieser Stelle ist es ein großer Nachteil, dass das persönliche Netzwerken, wie es laut Konzept gedacht war, durch den Besuch von Messen, Workshops und Veranstaltungen nicht stattfinden kann.
Ist ein Lockdown inzwischen schon Betriebsalltag für euch geworden?
Nein, aber da die Situation einen immer weniger überrascht, passt man sich immer „besser“ an und versucht entsprechende Lösungen zu finden. Die bereits erwähnte Digitalagentur ist bereits ein fester Mieter in Der Waldstatt und stärkt uns mit seinem digitalen Know-how den Rücken. Angefangen von einem professionell integrierten Buchungstool auf der Webseite: www.die-waldstatt.de, über die Aufnahme eines 360° Rundgangs bis hin zur Umsetzung von virtuellen Events, sind die Möglichkeiten, sich kontaktlos zu vernetzen und zu kommunizieren sehr vielseitig.
Wie bewertet ihr die Zukunft eures Coworking Spaces mit Corona?
Mit den richtigen Strukturen und der festen Einhaltung der Onlinebuchung sind wir gut gewappnet und können die nötigen Bestimmungen problemlos einhalten. In der aktuellen Zeit sehen wir uns insbesondere als ansprechende Home-Office Alternative um effektiv und konzentriert arbeiten zu können. Wir blicken einer positiven Zukunft entgegen und versuchen aus der aktuellen Situation möglichst viele positive Schlüsse für Die Waldstatt zu ziehen.