Beim gemeinsamen Netzwerktreffen am 16. November fanden sich über 80 Menschen zusammen, um sich über Coworking Förderung zu informieren.
Nach der allseits beliebten Runde mit Netzwerken, Neuigkeiten aus den Verbänden und dem Rundgang durch einen Space – diesmal war es der Coworking Bereich des Alsenhofs – gab es reichlich Input zu Förderthemen.
Förderlandschaft allgemein
Den Start machte Ulrich Bähr von der CoWorkLand eG indem er einen Überblick über ganz grundsätzliche Fördermöglichkeiten gab. Die CoWorkLand Genossenschaft sieht es als eine ihrer Aufgaben, die Genoss:innen bei nachhaltiger Gründung zu unterstützen. Und oft ist Finanzierung in der Anfangsphase ein Thema.
Ländliches Coworking trägt zur Daseinsvorsorge und zur Entwicklung des ländlichen Raums bei und erfüllt damit einen sogenannten Fördertatbestand. Das liegt daran, dass die Politik erkannt hat, dass ländliches Coworking zur Daseinsvorsorge und zur Entwicklung des ländlichen Raums beiträgt. Über die reine geschäftliche Tätigkeit wurde erkannt, dass Coworking gesellschaftlich wünschenswert ist, aber aktuell noch nicht immer finanziell lohnend ist. Dies gilt insbesondere für den ländlichen Raum, da dort bisher das Thema weniger präsent ist, als in vielen städtischen Umfeldern.
GAK-Rahmenplan
Das wichtigste Instrument der finanziellen Förderung ist der GAK-Rahmenplan. Dies ist ein sehr großer Fördertopf mit dem vieles, was im ländlichen Raum zur Strukturerhaltung gebaut wird, gefördert werden kann. Seit letztem Jahr steht auch Coworking als Fördertatbestand mit im GAK-Rahmenplan. Damit stellt der Bund den Ländern Fördermittel für Coworking zur Verfügung. Die Bundesländer müssen dann selber entsprechende Förderrichtlinien entwickeln. Nach diesen können sich Kommunen und Privatleute auf Förderung bewerben. In Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist der Prozess schon recht weit und es können bereits Anträge gestellt werden.
Der Zugang führt über die sogenannten LEADER Regionen, auf die wir später noch detaillierter eingehen. Die Vergabe erfolgt durch die Landesämter und es gibt bis zu 40% Förderquote für Privatleute. Hier können regionale LEADER-Ansprechpartner:innen unterstützen. Der „Haken“ ist, dass diese Gelder nur für investive Maßnahmen ausgegeben werden können und der Weg zur Förderung sehr lang ist. So benötigt man zum Beispiel eine Machbarkeitsstudie mit dem man einen solchen Antrag stellen kann. Dies ist zwar auch förderfähig, allerdings lohnt es sich lediglich für sehr große Maßnahmen.
Ein weiterer wichtiger Förderweg sind die LEADER-Region Fördertöpfe. Die LEADER Regionen haben ein Management und man kann hier von Ansprechpartner: innen Unterstützung bekommen und auch kleinere Regionalbudgets ansprechen. Diese sind flexibel handhabbar und flexibel zu nutzen. Ein Problem hierbei ist, dass selten oder nie Betriebsmittel förderfähig sind. Das trifft leider auf viele Gründer: innen im Coworking zu, denen häufig mit Betriebsmitteln geholfen wäre.
Sonderprogramme
Zu diesen Sonderprogrammen haben teilweise nur Gemeinden/Kommunen Zugang. Hier spricht Ulrich die klare Empfehlung aus mit diesen zu reden, wenn ihr Projekte habt und wissen wollt, ob das was ihr vorhabt, förderfähig ist. Eventuell gibt es eine Ausschreibung oder ein Projekt das passen könnte. Die Kommunen möchten häufig einen Coworking Space haben, wollen aber nicht den Betrieb übernehmen. Hier können sich interessante Konstellationen ergeben, so dass ihr in der schwierigen Anfangsphase über eine solche Förderung profitieren könnt.
Bundesprogramme
Hierzug fallen zum Beispiell die Smart City (BMI), die sich nicht nur auf urbane Räume bezieht, wie man beim Namen denken könnte oder die smarte.land.region (BMEL).
Wenn Bewerbungsverfahren eurer Kommunen laufen, habt keine Scheu und klinkt euch dort ein. Die Kommunen müssen Beteiligung nachweisen, also dass das was sie vorhaben, auf Bevölkerungswillen basiert. Coworking ist hier oft gut als Digitalisierungsprojekt darstellbar und bietet sehr konkrete Anknüpfungspunkte, die sonst häufig schwer herzustellen sind. Und auch nach der Vergabe gibt es noch Spielräume als Partner mit dabei zu sein.
Landesebene
Darunter fallen solche Dinge wie die Dorfbüros (Rheinland-Pfalz) und das Pilotprojekt Coworking mit der Landesregierung in Schleswig-Holstein.
Tipps: Zukunftsregionen (Niedersachsen) Digitale Knotenpunkte (Schleswig-Holstein).
Fazit: Es ist viel Geld vorhanden, aber es ist nicht immer ganz einfach eine solche Förderung zu bekommen. Es lohnt sich auch mal direkt mit den Politiker: innen vor Ort zu sprechen und zu erklären warum die Förderung von Coworking Spaces wichtig ist. Denn in diesem Bereich können wir noch viel bewegen und je mehr Menschen das Thema Coworking ins Gespräch bringen, desto besser für uns alle.
LEADER Förderungen im ländlichen Raum
Als nächstes gab uns Kay Schmölter einen Überblick über die LEADER Förderungen im ländlichen Raum
LEADER steht für Liason Entre Actions de Developpment de l’Economie Rurale und geht mit den Förderprogrammen noch bis 2027. Themenbereiche die gefördert werden kommen aus den Bereichen:
- Grundversorgung
- Soziales
- Regionale Produkte
- Naturschutz
- Tourismus
Interessant ist, dass Menschen vor Ort direkt mit beteiligt werden. Die LEADER Förderung gibt es seit den 90er Jahren. De Regionen bewerben sich mit einem regionalen Entwicklungskonzept. Wenn dies überzeugt, wird es zur LEADER Region. Die öffentlichen und privaten Partner der Region entscheiden dann über die Förderung von Projekten. Es gibt auch ein gutes Netzwerk der LEADER Regionen wo man voneinander lernen und sich austauschen kann. Ein Grundprinzipen der LEADER Förderung ist, dass die Menschen vor Ort für ihre Region über Projekte entscheiden. In Netzwerken und Kooperation mit andern Regionen wird viel über diese Ideen kommuniziert.
Die potenziellen Fördermaßnahmen im Coworking – sind je nach Bundesland und Region unterschiedlich. Es wird zwischen investiven und nicht- investiven Maßnahmen unterschieden.
Investive Förderung
Dazu gehören zum Beispiel Sanierungen von alten Gebäuden.
In einigen Regionen ist auch die Förderung von Ausstattung möglich. Hierbei ist wichtig, dass Du vorher mit den Ansprechpartner: innen klärst, ob es sich um bewegliche oder nicht-bewegliche Ausstattung handelt, da es dort bei der Förderung Unterschiede geben kann.
Nicht- investive Förderung
Dazu gehören zum Beispiel folgende Punkte, die für Coworking Spaces interessant sein können.
Machbarkeitsstudien
- Beratungs- und Schulungsmaßnahmen
- Modellregionen/Pop-ups
- PR-Maßnahmen/Community Aufbau
- Kooperationen
- Vernetzung
- Veranstaltungen
Der Antragsprozess erfolgt in zwei Stufen
Zum einen stellst Du Dein das Projekt in der Leader Region vor. Diese gibt Dir eine Rückmeldung dazu, ob es zu den Kriterien passt, die diese Region sich gegeben hat.
In der zweiten Stufe geht es in die Verwaltung, wo dann über die Auszahlung der Gelde entschieden wird. Teilweise dauert dieser Prozess recht lange, aber mit Unterstützung des Regionalmanagements wird es deutlich einfacher.
Wichtige Punkte:
– Die Projektziele müssen in die Lokale Strategie (LES) passen
- Höchst- und Mindestfördersummen beachten
- Der prozentuale Anteil variiert je nach Region, Maßnahmen und der Rechtsform des Antragstellers
- Man darf erst anfangen, wenn der Antrag bewilligt wurde, bei vorzeitigem Beginn drohen Sanktionen
- Geld erst bei Abrechnung, d.h. eine Vorfinanzierung ist notwendig.
- Wichtig ist es die Zweckbindung zu beachten, bei baulichen Maßnahmen bis zu 12 Jahren. Darauf achten, dass es langfristig angelegt ist.
Als positiv zu erwähnen sind der regionale Ansatz, die diversen Fördermaßnahmen, die mitunter möglich sind, die mitunter hohen Fördersätze und die Betreuung durch das jeweilige Regionalmanagement.
Schwierig an dieser Förderung ist der hohe Aufwand und damit verbundene Bürokratie, wenig Flexibilität bei Projektdurchführung und dass eine Vorfinanzierung notwendig ist.
Bei guter und detaillierter Vorbereitung kann LEADER attraktive Fördermöglichkeiten bieten. Allerdings musst Du Dich dafür echt reinknien und schauen, ob sich das für Dein Vorhaben wirklich lohnt.
Aktuell erstellen alle LEADER Regionen ihren Strategie für die Jahre 2023 – 2027. Beteiligt euch daher an den Strategieprozessen und bringt Coworking als Thema mit ein.
Auch bei der GCF gibt es einige Menschen die Erfahrung mit der Beantragung von LEADER Förderung haben. Wenn Du da konkrete Fragen hast oder Ansprechpartner:innen suchst, stelle Deine Frage einfach im Slack-Kanal
Interessante Förderansätze aus Ländern und Kommunen
Zum Abschluss stellte uns Tobias Kremkau noch neue und ungewöhnliche Förderansätze aus Ländern und Kommunen vor.
Einige Städte haben beispielsweise eine Förderung für Gründe: innen und Startups entwickelt bei der deren Arbeitsraum in einem Coworking Space gefördert wird. Diese Angebote sind oft zeitlich begrenzt und/oder nach oben gedeckelt. Wir als Coworking Space Betreibende können hiervon dennoch langfristig profitieren, wenn die Menschen vor Ort merken, dass sie gerne Teil dieser Gemeinschaft bleiben möchten, auch wenn die Förderung wegfällt oder begrenzt ist. Daher macht euch schlau, ob solche Fördermöglichkeiten bei euch existieren und gebt die entsprechenden Infos gleich weiter, wenn passende Personen sich bei euch im Space anmelden möchten. Beispiele finden sich hier in Traunstein, Nürnbeg, Dortmund und Solingen.
Die Stadt Dresden fördert Räume wenn diese durch Vertreter: innen der Kultur- und Kreativwirtschaft genutzt werden. Dies ist in Coworking Spaces sehr oft der Fall. Hier können Coworking Spaces auch Fördergelder beziehen. Eine Jury entscheidet über Förderung.
Aber auch die Vernetzung von Coworking Akteur:innen untereinander kann das Ziel einer Förderung sein, so wie es Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg machen. Der regelmäßige Austausch der Betreiber: innen ist nicht direkt finanziell messbar, bringt aber viele Vorteile mit sich.
Auch die Förderung durch Anmietung von Räumen in Coworking Spaces wie in Hamburg praktiziert ist eine Fördermöglichkeit. Verfügt ihr über entsprechende Räumlichkeiten, kann dies für eure Kommune eine interessante Möglichkeit sein ihre Veranstaltungen bei euch abzuhalten.
Insgesamt existieren viele Fördermöglichkeiten bei denen Du je nach Projekt schauen musst, ob es für Dich in Frage kommt und interessant ist.
Weiterführende Links
Hier sind nochmal ausführliche Informationen zum LEADER Programm zu finden und ebenso zu interessanten Netzwerken
Hier sind sämtliche LEADER Regionen in Deutschland zu finden mit ihren jeweiligen Förderschwerpunkten
https://www.netzwerk-laendlicher-raum.de/dorf-region/leader/leader-regionen
In Schleswig-Holstein kann man sich als „Digitaler Knotenpunkt“ bewerben und erhält dann auch finanzielle Unterstützung. https://digitales.sh/digitale-knotenpunkte
Super Artikel, sehr aufschlussreich! Vielen Dank!
Gibt es eine Aufzeichnung des Netzwerktreffens? Die Uhrzeit ist bei uns oft ungünstig, sodass ich es oft nicht schaffe, live daran teilzunehmen..
Hallo Franziska. Wir zeichnen die Netzwerktreffen leider prinzipiell nicht auf. Du kannst als GCF Mitglied aber im Slack-Channel immer Fragen zu diesen Themen stellen. 🙂