Als einer der ersten Coworking Spaces wurde das Raum13 vor sieben Jahren in Innsbruck gegründet. Seitdem hat sich viel getan, verrät Mitgründer und GCF-Mitglied Herwig Zöttl im Interview und erzählt warum Coworkation, die Verbindung von Coworking und Urlaub, heute aktueller denn je ist.

Die Zahl 13 spielt eine wichtige Rolle bei euch. Wie kam es dazu?

Herwig: Ich hatte von zu Hause gearbeitet und mit dem ersten Kind war das auf einmal komplett anders. Es musste eine neue Möglichkeit zum Arbeiten her. Der Startpunkt für das Projekt Raum13 war das Choch3-Creative Community Coaching der KAT (Kreativwirtschaft Austria), des CAST-Gründerservice Tirol (2015 übergegangen in die SAT Standortagentur Tirolstartup.tirol), der WKO-Wirtschaftskammer Österreich, sowie der WK Tirol. Dort haben sich ursprünglich 13 Leute zu einem Projekt zusammengschlossen, die Lust hatten, mit mir einen solchen Arbeitsraum entstehen zu lassen. Als wir dann auch noch ein Objekt gefunden haben, dass 13 Zimmer hatte, blieb es einfach bei diesem Namen. Auch wenn wir dann später doch woanders den Start gemacht haben. Und da liegt natürlich das Gründungsdatum Freitag der 13. September 2013 nahe. Eröffnet haben wir dann erst im Januar 2014.

Und noch etwas fällt direkt ins Auge, wenn man auf Deiner Webseite war. Die Coworking-Werte – Offenheit, Zusammenarbeit, Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und Zugänglichkeit – sind direkt auf eurer Startseite zu finden. Was hat Dich dazu bewogen?

Herwig: Ich war 2019 auf der Cowork in Mannheim. Dort wurde viel über die Coworking Werte geredet. Das fand ich insofern interessant, als dass das, was dort verschriftlicht ist, genau das ist, was wir schon immer im Raum13 gelebt haben. Das hat es für mich so auf den Punkt getroffen, dass ich das direkt übernommen habe.

Die COWORK ist ja immer das Treffen der deutschsprachigen Coworking Community. Wie sorgt ihr für eure Community im Raum13?

Herwig: Jetzt zu Corona-Zeiten ist das etwas schwieriger geworden, da anfangs viele nicht da waren und wir alle Aktivitäten herunter fahren mussten. Aber jetzt sind die Coworker*innen wieder zurück und wir fangen so langsam wieder mit den Events an. Wir haben zum Beispiel einmal die Woche ein gemeinsames Mittagessen. Community Management ist ja immer auch eine Gradwanderung zwischen Fürsorge für Deine Community und der Möglichkeit für die Menschen die hier arbeiten und so etwas genießen und die Angst von Coworker*innen, dass sie ausgehorcht werden könnten. Und ich übe ja auch noch einen anderen Job aus. Da muss ich schon immer schauen, wie ich das balanciert bekomme.

Was hast Du in den letzten sieben Jahren gelernt, dass Du Gründer*innen mit auf den Weg geben kannst?

Herwig: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, da etwas, dass für mich richtig ist, vielleicht für jemand anderen gar nicht zutrifft. Ganz sicher habe ich gelernt, dass priorisieren wichtig ist. Man kann nicht immer alles auf einmal machen. Raum13 habe ich Stück für Stück entwickelt. Immer wenn ausreichend Geld da war, habe ich die nächste Verbesserung vorgenommen. Das ist ein Tipp. Immer auf die Qualität und die Werte achten bei der Entwicklung. Sonst ist es kein Coworking Space, sondern ein Gemeinschaftsbüro. Das ist ja an sich nichts Schlechtes. Für manche Menschen ist das genau das, was sie brauchen. Aber dann ist es eben etwas anderes und eben kein Coworking.

Wie sieht es denn bei euch aktuell aus mit der Nachfrage nach Arbeitsplätzen?

Herwig: Seit Corona ist bei uns die Nachfrage interessanterweise gestiegen. Offensichtlich wollen gerade alle in die Berge. Hier kann man ja auch wunderbar das Arbeiten und das Leben in der Natur miteinander verbinden. Gerade wenn man wie ich selbstständig arbeitet, kann man sich gut überlegen unter der Woche bei schönem Wetter auf den Berg zu gehen und dann am Wochenende, wenn es laut Wettervorhersage schlecht werden soll, an den Schreibtisch zu gehen. Diese Freiheit genießen immer mehr Leute. Wir bekommen zum Beispiel gerade auch vermehrt internationale Anfragen.

Habt ihr ausschließlich Selbstständige im Raum13?

Herwig: Ich würde sagen, dass ist gut 50/50 aufgeteilt. 50 Prozent sind Selbstständige und die anderen 50 Prozent sind Angestellte, die so frei arbeiten dürfen wie Selbstständige. Ich glaube, dass viele Firmen jetzt auch umschalten werden. Die Menschen genießen es, so arbeiten zu können und sich das Beste aus beiden Welten zu holen. Mit dem Verein CoworkationAlps bieten wir genau die Möglichkeit, sich einen schönen Platz zum Arbeiten und für die Freizeitgestaltung auszuwählen. Und wenn Menschen die Möglichkeit haben, sich ihren Platz zum Leben und Arbeiten so auszuwählen, dann sehe ich großes Potential darin, dass weniger Menschen pendeln müssen. Dies bringt auch Entwicklungsmöglichkeiten für ländliche Räume mit sich. Ich stelle mir vor, dass wir zukünftig viel mehr kleine Coworking Spaces im ländlichen Raum haben werden, so dass die Leute nicht in die Städte zum Arbeiten kommen müssen und einfach nah an ihrem Wohnort bleiben können und sich dort wieder mehr abspielt und entwickelt.

Foto: Raum13