Das letzte Netzwerktreffen befasste sich intensiv mit dem Thema CO2 Bilanz für Coworking Spaces. Es wurde organisiert von der Coworking Climate Coalition. Space Host war Eva Lichner mit ihrem Space Mates in München. Sie ist mit Hilfe von Dana Vogel diesen Schritt bereits gegangen. Dana ist Nachhaltigkeitsberaterin und hat im Rahmen des Netzwerktreffens viele hilfreiche Informationen.
Die Coworking Climate Coalition
Vor zwei Jahren hat sich eine Gruppe interessierter Menschen überlegt, wie wir als Coworking Spaces dazu beitragen können, das Klima zu schützen. Seitdem gab es einige Treffen, um sich gegenseitig zu inspirieren und miteinander zu lernen. Die Treffen finden virtuell und auf englisch statt.
Dabei nutzen wir folgende Methode, um das Thema voran zu bringen und uns regelmäßig gegenseitig zu inspirieren.
- Lehre & Lerne
- Decarbonisiere Coworking Spaces schon beim Design
- Biete Klima Mitgliedschaften an
- Decarbonisiere den Betrieb Deines Coworking Space
- Reduziere die Auswirkungen Deiner Nutzer:innen auf das Klima
- Berichte von Deinem Fortschritt
Diese Struktur hilft uns, verschiedene Bereiche anzugehen und Dinge zu realisieren. Das nächste Treffen findet im Rahmen der Cowork2022 in Erfurt statt. Karsten Kossatz, einer der beiden Ansprechpartner zu dem Thema bei der German Coworking Federation wird dazu eine Session auf dem Barcamp anbieten.
Eine CO2 Bilanz ist hierbei ein wichtiger Punkt, der auf mehrere der oben genannten Punkte einzahlt
Das Mates in München
Eva hat ihren Space sehr strukturiert über ein Modell-Projekt der Stadt München ihre CO Bilanz erstellt. Über das Projekt, welches ergründen möchte wie Coworking Spaces nachhaltiger betrieben werden können, kam sie mit Dana als Nachhaltigkeitsberaterin in Kontakt. Gemeinsam haben sie die den CO2 Bilanz des Space berechnet und herausgefunden, wie Eva als Betreiberin ihn weiter minimieren kann.
Der aktuelle Standort Lehel wird momentan um 700qm erweitert. Angeregt durch die Erstellung der Bilanz überlegt Eva jetzt direkt, wie beim Design schon wie sie den CO2 Fußabdruck reduzieren können.
Was das Mates für seine CO2 Bilanz tut
Die Studie bezieht sich auf den Coworking Space in der Georgenstraße mit ca. 370qm.
Dies ist vor allem ein Meeting und Workshop Space. Einer der größten Treiber für CO2 Emissionen ist die Anfahrt der Kundschaft und Coworker:innen. Der Space selber bietet keine Parkplätze an, um die Anreise mit dem Auto wenig attraktiv zu machen. Dafür bietet es der Kundschaft mit der Buchungsbestätigung einen Code mit TIER an, mit denen sie Freiminuten erhalten. Aktuell ist die Annahme des Angebots allerdings noch sehr verhalten. Hier braucht es sicher noch einige Zeit, bis sich das Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen ändert.
Aktuell sind im Angebot OpenSpace mit FixedDesks, Teambüros und ein kleiner Meetingsraum. Während Corona hat Eva die FlexDesks durch FixedDesks ersetzt.
Im Bereich Einkauf versucht das Mates lokale Produkte anzubieten. Beim Kaffee kooperieren sie mit einer lokalen Rösterei. Auch Milch und Milchalternativen sind aus lokaler Erzeugung. Die Mülltrennung ist noch optimierungswürdig. Am neuen Standort überlegt Eva daher schon, wir sie auch durch Design die Coworker:innen zu mehr Mülltrennung anregen wird.
Im neuen Space sind die Möbel auch anders mitgedacht. Eva arbeitet mit einem dänischem Hersteller zusammen, der die Möbel als Leihgabe zur Verfügung stellt. Hierbei handelt es sich um Lagerware, es wird also nichts zusätzliches produziert. Beim Ausbau von Möbeln wird versucht mit heimischen Materialien zu arbeiten.
Strom ist ebenfalls ein großes Thema im Coworking Space. Hier nutzt das Mates Ökostrom. Durch die CO2 Bilanz lernt man auch eine ganze Menge darüber, worauf man achten muss bei der Auswahl.
Beim Drucken werden die Coworker:innen dazu zu animieren möglichst wenig zu drucken. Schwarz-weiß Drucke sind kostenlos und Farbausdrucke kosten etwas. Insgesamt sind es nur wenige Leute die drucken, da aber Agenturen Teil der Community sind, ist das wichtig.
Das Modellprojekt und die CO2 Bilanz
Dana Vogel ist seit 2007 im Bereich Nachhaltigkeit & Klimaschutz tätig. Sie hat früher Konferenzen zu dem Thema organisiert. Seit 2009 ist sie in der Beratung zu Nachhaltigkeitsstrategien und Management und CO2 Bilanzierung. Seit 2017 ist sie selbstständig als Beraterin für Organisationen aller Größen und Branchen.
Die Stadt München hat ein Modellprojekt zum Klimaschutz ausgeschrieben. Dana hat mit einer Kollegin Coworking Spaces in den Fokus genommen, da diese per se schon an Nachhaltigkeit interessiert sind. So kam der Kontakt zu Eva zustande. Ziel ist es Ergebnisse zu erzielen, die auch auf andere Unternehmen übertragen werden können und einen Klimaschutzleitfaden für Coworking Spaces zu erstellen. München möchte bis 2035 klimaneutral zu werden. Um dies zu erreichen, solenl über die Modellprojekte individuelle Themen angegangen werden. So kam es zur Auswahl von Coworking als Branche. Die Modellprojekte sollen über die Grenzen des Unternehmens hinaus andere inspirieren. Zum Beispiel sollen die Erkenntnisse auch auf das Munich OpenCoLab ausgeweitet werden.
Der Leitfaden für Coworking Spaces
Aktuell sind im Leitfaden folgende Bereiche vorgesehen:
Schneller Überblick
Checkliste Klimaschutz Sofortmaßnahmen
Kapitel 1: Einführung
Kapitel 2: Eigener Fußabdruck im Coworking Space
- Übersicht Emissionsquellen eines Coworking Space
- Wie erhebe ich einen CCF (CoworkingCarbonFootprint)?
Kapitel 3: Klimaschutzmaßnahmen formulieren & umsetzten
- Maßnahmenkatalog
- Maßnahmen zur Verstärkung der positiven Wirkung
Kapital 4: Klimaneutralität verstehen und umsetzten
- Klimaneutralität
- Kommunikation
Kapitel 5: Ein Blick in die Zukunft
Hilfreiche Tipps und Ressourcen
Was denkt ihr? Fehlt dort aus eurer Sicht noch etwas? Meldet euch gerne mit euren Ideen bei Dana, so dass dieser Leitfaden eure Fragen und Bedürfnisse widerspiegelt.
Was bringt das einem Coworking Space?
Dana sieht viele Vorteile in der Erstellung eine CO2 Bilanz für Spaces.
- Wettbewerbsvorteile
- Kosteneinsparung – Danas Tipp, zügig auf Ökostrom umstellen. Die Preise werden dort weiterhin steigen.
- Employer Branding – gerade für jüngere Menschen sehr wichtig
- Identifikation & Impact
- Zukunfsfähigkeit
Im Bereich Zukunftsfähigkeit erwähnt Dana, dass es zukünftig leichter wird Kredite zu erlangen. Die Banken fragen mittlerweile auch Nachhaltigkeitsthemen ab. Daher solltet ihr das gerade bei Neugründungen und Erweiterungsplänen möglichst frühzeitig mitdenken.
Der Carbon Footprint
Als CarbonFootprint wird die Gesamtmenge an Treibhausgas-Emissionen bezeichnet, die direkt oder indirekt von einer Organisation, einem Event oder einem Produkt ausgehen.
Relevant sind hier nicht nur CO2, sondern auch andere klimawirksame Gase. Diese werden in CO2 Äquivalente umgerechnet.
Treibhausgasquellen in einem Coworking Space sind:
- Strom und Heizung der Geschäftsräume
- Fuhrpark
- Kühl- und Kältemittel
- Anfahrt der Mitarbeiter:innen
- Anfahrt der Coworker:innen
- Materialverbrauch
- Geschäftsreisen
- Abfall
Es wird zur Ermittlung mit sogenannten Scopes gearbeitet. Diese unterteilen sich in drei Bereiche
Direkte Emissionen – Scope 1
Indirekte Emissionen aus zugekaufter Energie – Scope 2
Indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – Scope 3
- eingekaufte Waren und Dienstleistungen
- Vorkette Energie
- Abfall
- Mobilität
- Pendeln der Mitarbeiter:innen zum Arbeitsplatz
- Pendeln der Mitarbeiter:innen zwischen den Locations
- Geschäftsreisen
- Coworkende und Mitglieder zu Locations
- Besucher:innen von Veranstaltungen
Beim Mates waren mit 39% der größte Teil die An- und Abreise der Community. Bei vielen Corporates ist dies auch durch das Pendeln von Mitarbeiter:innen ein sehr großer Anteil. Daher sind wohnhortnahe Angebote in Form von Coworking Spaces ein sehr guter Beitrag zum Klimaschutz.
Grundsätzlich gilt: Reduzieren vor Kompensieren. Kompensieren sollte immer als letzte Möglichkeit gesehen werden.
Tipps rund ums Thema CO2 Bilanz
Hier findet ihr einige Tipps, die wir an dem Abend gesammelt haben. Ihr habt noch mehr gute Iden? Dann immer her damit in Richtung Coworking Climate Coalition. Am besten nehmt ihr gleich bei einem der nächsten Treffen statt.
Wenn ihr doch mal kompensieren müsst:
Moor-Zertifikate › Aktion Moorschutz (aktion-moorschutz.de)
Förderprogramme
Es gibt Förderprogramm der BAFA für Transformationskonzepte, dazu zählen auch CO2 Bilanzierungen: BAFA – Modul 5: Transformationskonzepte – eventuell lohnt sich hier auch die Nachfrage bei eurer lokalen Wirtschaftsförderung.
Ausbildung CO2 Bilanz
Wer Interesse mit dem eigenen Space ausbilden zu lassen zum Thema CO2-Bilanzierung bitte hier eintragen:
Inspiration für eure Meetings
Stellt doch mal Check-in und Check-out Fragen mit Klimabezug. Christopher J. Schmidhofer hat hierfür einen tollen Fragengenerator mit Klimaschutzbezug erstellt: Check-In / Check-Out mit Klimabezug (wexelwirken.net)