Wie sie gemeinsam mit Julia und Steffi erfolgreich gegründet hat, erzählte Madlen Freudenberg beim Netzwerktreffen. Als virtual Host führte sie uns durch die Neue Denkerei. Was die Gründerinnen bei der Gründung gelernt haben, teilt sie in diesem Artikel mit euch.
Aus dem Dornröschenschlaf geweckt – der Start
Zu Beginn haben sie den Coworking Workshop für Gründer:innen der GCF besucht. Der hat ihnen mit vielen relevante Fragen, die dort aufgebracht wurden, sehr weitergeholfen.
Die neue Denkerei liegt im Zentrum von Kassel und ist Coworking Space, Innovationslabor und Event Location. Sie wurde 2017 gegründet und eröffnete 2018. Das Anliegen der Neuen Denkerei ist, Organisationen und Unternehmen dabei zu unterstützen, Arbeit neu zu denken.
2017 war der Ort eine ehemalige Druckerei im Dornröschenschlaf. Als die drei Gründerinnen auf der Treppe standen war ihnen sofort klar: “Das ist es!” Madlen schmunzelt wenn sie zurückdenkt: “Wir sind waghalsig gestartet und haben unseren Vermieter erstmal ein halbes Jahr von dem überzeugen müssen, was wir tun. Anfangs hat er glaube ich nicht so genau verstanden, was wir vorhaben.”
Da der Space aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden musste, haben die drei Gründerinnen viel in Eigenleistung gemacht. “Das würden wir rückblickend mit Blick auf Selbstfürsorge vielleicht nicht noch einmal so machen.” lacht Madlen wenn sie von den Anfängen erzählt.
Was daraus geworden ist
“Ursprünglich haben wir gedacht, dass alles in einem großen Raum stattfinden würde und haben gemerkt, dass das so nicht funktioniert. Es gab damals nur freitags Coworking, aber wer möchte sich schon vorschreiben lassen, wann er im Coworking arbeitet.” berichtet Madlen von den Anfangstagen. Durch diesen Start war aber von Beginn an klar, dass die Räume schnell umgestaltbar sein sollten. Diese Grundidee ist bis heute erhalten geblieben. Innerhalb der vier Jahre, die es die Neue Denkerei gibt, ist der Space bereits zweimal gewachsen. Von ursprünglich 250qm auf aktuell 650qm.
Coworking ist ein Teil des Geschäftsmodells
Ein großer Einnahmebereich ist die Vermietung des großen Raums, der vor allem für Workshops und Veranstaltungen genutzt wird. Unter Pandemie Bedingungen gehen aktuell nicht mehr als 40 Personen hinein. Ansonsten fasst der Raum bis zu 199 Personen. Die Workshopräume werden auch an Kunden vermietet und natürlich vor allem für die eigenen Workshops genutzt. Denn die Beratung rund um Neue Arbeit ist ein großer Teil ihres Geschäfts.
Die Gründerinnen sind immer Teil des Space
Madlen macht dies an einem Beispiel deutlich. Steffi kommt aus dem Rheinland. Dort gibt es eine ausgeprägte Büdchen-Kultur. An so einem Büdchen, kann man sich Snacks und Getränke holen. Daher gibt es auch in der Neuen Denkerei ein Büdchen im Space. So ist auch jeweils ein Teil der Gründerinnen selber in den Space mit eingeflossen.
Wie es sich weiterentwickelt
Im Betrieb haben sie relativ schnell gemerkt, dass es auch viele Rückzugsräume braucht, für Telefonate und Videocalls. Daher gibt es bald noch zwei kleine Räume dazu. So wächst der Space mit den Bedürfnissen der Menschen, die ihn nutzen und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Heute bietet die Neue Denkerei Flex- und Fixed-Desks. Bei Fix-Desks gibt es einen Schnuppertag für die Community, bei dem getestet wird, ob die Menschen zu der bestehenden Community passen. Die Community ist ihrem Space während der Pandemie treu geblieben und die Nachfrage hat sich in der Zeit tatsächlich erhöht. Die Firmen zögern immer noch Leute in die Spaces zu schicken beobachtet Madlen und hofft, dass wir gemeinsam in der GCF da noch mehr erreichen können.
Selbstfürsorge – Learnings der Gründerinnen
Da wir beim Netzwerktreffen das Thema Selbstfürsorge für Menschen in der Rolle Community Management im Fokus hatten, hat Madlen für euch die Erfahrungen von sich und ihren Co-Gründerinnen mitgebacht.
- Alles selbst machen? Nein!
Wichtig ist es frühzeitig ein Team aufbauen und Aufgaben zu verteilen. Hierbei vor allem Netzwerke nutzen und nach dem Motto “Eine Hand wäscht die andere” agieren. So kann man mit dem Space Raum gegen andere Leistungen tauschen, so dass beide Seiten profitieren. - Alles alleinschaffen wollen?! Keine gute Idee!
Wichtig ist es die eigenen Kontakte anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Das schöne ist, dass die Leute, die zum Beispiel eine Wand gestrichen haben ganz anders teilnehmen an dem was entsteht und dem Ort und dem Vorhaben damit ganz anders verbunden sind. - Sich selbst zu spät genügend auszahlen? Du willst doch davon leben!
Als wichtiges Motto sollte “Pay yourself first” berücksichtigt werden. Es muss sich irgendwann rechnen, was Du tust. Daher lohnt es sich das Geschäftsmodell kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Es sollte keine Option sein, alles dauerhaft unbezahlt zu stemmen. Menschen im Coworking erleben wir häufig als sehr engagiert und mit Herzblut dabei. Seid da streng mit euch, dass ihr euch auch Einnahmemöglichkeiten generiert wenn Coworking alleine nicht ausreicht.
- Zurückhaltend kommunizieren? Werdet laut!
Kommuniziert lieber zu viel als zu wenig. Und denkt daran, dass die Social Media Darstellung regelmäßig erfolgen sollte. Plant dafür auch entsprechend Zeit ein. - Klein denken? Ein bisschen Größenwahn muss sein!
Besprecht eure Ideen frühzeitig mit Kontakten und potentiellen Nutzer:innen und testet diese. Sprecht eure Preise selbstbewusst aus, ihr habt da wirklich was anzubieten. - Freundschaftspreise? Versauen den Preis auf Dauer!
Überlegt euch ldann lieber Sponsoringmöglichkeiten und arbeitet nach dem Konzept “Eine Hand wäscht die andere” - Alleine Gründen? Lieber im Team!
Toll ist es im Team mit sich ergänzenden Kompetenzen. Auch wenn es manchmal kniffelig wird. - Auf die eigene Teamfähigkeit vertrauen? Ja, aber…
Regelmäßige Supervision ist wichtig. Nehmt euch Zeit um auch mit Hilfe von professioneller Hilfe Konflikte aufzulösen und Situationen zu reflektieren. Und vergesst auf keinen Fall gemeinsam Erfolge zu feiern. Das fällt viel zu schnell unter den Tisch. - Pausenlos arbeiten? Auf keinen Fall!
Richtet euch Handy off Zeiten ein in denen ihr mal nicht erreichbar seid. Gönnt euch Urlaub und freie Tage. Und denkt neben euren eigenen Bedürfnissen auch an die von Partner:in und Familie.
Wir sagen herzlichen Dank im Namen aller Gründer:innen und wünschen genau soviel Erfolg wie der Neuen Denkerei und hoffen, dass es noch viele Anlässe zum Feiern gibt.